Strategisches Blackout: Warum klassische Modelle versagen – und was jetzt zählt
Ein Stromausfall in Spanien – und was Unternehmen daraus lernen sollten
Was zunächst wie ein technisches Versorgungsproblem erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als strategische Metapher: Der spanische „Blackout“ steht sinnbildlich für ein weitverbreitetes Phänomen – das systemische Versagen komplexer Strukturen, weil sie nicht vorausschauend, sondern rückwärtsgewandt geführt werden.
Blackouts passieren nicht plötzlich – sie sind das Ergebnis strategischer Blindheit.
Warum das Denken in Branchen nicht mehr trägt
Viele Unternehmen analysieren Märkte noch immer mit den Methoden vergangener Jahrzehnte: Porters Fünf-Kräfte-Modell, SWOT-Analysen, generische Positionierungsstrategien. Diese Instrumente stammen aus einer Welt, in der Branchen stabil, Grenzen klar und Entwicklungen planbar erschienen.
Doch in der heutigen Realität sind diese linearen Denkmodelle überholt. Märkte verhalten sich amöbenartig, verschwimmen, überlagern sich. Sie sind keine festen Gefäße mehr, sondern dynamische Systeme mit hoher Interdependenz.
Strategisch relevante Märkte (SRM) statt Branchenkategorien
Anstelle klassischer Branchendefinitionen müssen Sie heute in strategisch relevanten Märkten (SRM) denken. Diese SRMs ergeben sich aus einem komplexen Zusammenspiel von:
- Kundenbedürfnissen,
- Technologien,
- Systemverflechtungen und
- Wahrnehmungskämpfen um Aufmerksamkeit.
Ihr Wettbewerber ist nicht zwingend der Marktteilnehmer von gestern – sondern derjenige, der die Wahrnehmung Ihrer Kunden morgen anders und besser besetzt.
Der Schließmann Strategie-Würfel ©: Ihr 3D-Radar für Zukunftsfähigkeit
Im Zentrum modernen strategischen Denkens steht nicht mehr die Wettbewerbsposition allein, sondern die Frage:
Wie zukunftsfähig ist Ihr Geschäftsmodell im relevanten Systemkontext?
Diese Frage beantwortet der Schließmann Strategie-Würfel © durch die Bewertung entlang dreier strategischer Achsen:
- X-Achse: relative Bedeutung und Marktposition im SRM
- Y-Achse: Rentabilität des Geschäftsmodells in diesem System
- Z-Achse: Lebensfähigkeit – also Zukunftsrobustheit unter Volatilität
Nur eine integrierte Bewertung über alle drei Achsen zeigt, wie tragfähig Ihr Geschäftsmodell langfristig ist.
Komplexität: Die neue Normalität – nicht das Problem
Viele Manager verstehen Komplexität noch immer als Risiko. Tatsächlich aber ist Komplexität längst die Normalumgebung, in der Ihr Unternehmen agieren muss.
Sie lässt sich nicht ausschalten – aber gestalten.
Statt Komplexität zu reduzieren (und dabei relevante Wirkzusammenhänge auszublenden), sollten Sie lernen, diese zu lesen, zu interpretieren und zu nutzen. Genau hier setzen moderne Instrumente wie der Komplexitäts-Kompass oder die OntoSpace-Analyse an.
Die strategische Kernformel: Lebensfähigkeit als Steuerungsgröße
Die wahre Zielgröße strategischer Führung lautet nicht Profitmaximierung, sondern:
Sicherung der Lebensfähigkeit Ihres Unternehmens im relevanten System.
Diese lässt sich im Sinne systemischer Unternehmenssteuerung konkret ausdrücken: Lebensfa¨higkeitL=A×RK\boxed{ \text{Lebensfähigkeit} \quad L = \frac{A \times R}{K} }Lebensfa¨higkeitL=KA×R
Mit:
- LLL = Lebensfähigkeit
- AAA = Agilität (Anpassungs-, Lern- und Wandlungsfähigkeit)
- RRR = Robustheit/Resilienz (Stabilität und Widerstandskraft)
- KKK = Komplexität des internen und externen Systems
Bedeutung:
Je höher Ihre Agilität und Robustheit und je besser deren Zusammenspiel, desto größer ist Ihre Lebensfähigkeit – auch und gerade in komplexen Systemumwelten.
Matrix zur qualitativen Orientierung:
Agilität | Robustheit | Komplexität | Lebensfähigkeit |
---|---|---|---|
Hoch | Hoch | Hoch | Stabil-transformativ |
Hoch | Niedrig | Hoch | Fragil-agil, volatil gefährdet |
Niedrig | Hoch | Hoch | Träge, aber überlebensfähig |
Niedrig | Niedrig | Hoch | Krisenanfällig |
Diese Formel ist Kernbestandteil des Komplexitäts-Kompasses und fließt direkt in die Lagebestimmung innerhalb des Schließmann Strategie-Würfels ein.
Führung in komplexen Systemen: Strategie als Navigation, nicht als Plan
Die strategische Führung der Zukunft braucht keine neuen Pläne – sondern neue Denkweisen. Klassische Masterpläne oder fixierte Zielbilder helfen Ihnen in dynamischen Systemen wenig.
Vielmehr gilt es, Strategie als radarartiges Navigieren zu verstehen:
- Auf Sicht fahren,
- Komplexitätsmuster erkennen,
- systemisch statt funktional denken.
Ihr Unternehmen braucht kein statisches „Ziel“, sondern die Fähigkeit, sich in offenen, unsicheren Systemen zu bewegen.
Fazit: Wer Komplexität nicht meistert, erlebt strategische Blackouts
Die „Blackouts“ der Wirtschaft kommen nicht über Nacht. Sie sind das Ergebnis strategischer Fehleinschätzungen, blindem Vertrauen in Ratings oder der Vernachlässigung systemischer Frühwarnzeichen.
Strategie ist heute kein Plan. Sie ist die Fähigkeit zur bewussten Bewegung im System.
Und genau dafür benötigen Sie neue Instrumente – von der QuickCheck-Analyse über das Lebensfähigkeits-Rating bis zur Positionierung im Strategie-Würfel.
Nächster Schritt: Bestimmen Sie Ihre Lage im Strategie-Würfel
Sie möchten wissen, wo Ihr Unternehmen heute steht? Und ob Ihr Geschäftsmodell im aktuellen Systemumfeld tragfähig und zukunftsfähig ist?
Dann lassen Sie Ihre Position im Schließmann Strategie-Würfel bestimmen – inkl. Handlungsempfehlungen zur Re-Kalibrierung.
(c) Prof. Dr. Christoph Ph. Schließmann – Alle Rechte vorbehalten.